Skigebiete-Tournee.
An diesem Weekend wird ganz Tirol mit Flugbahnen dicht überzogen. |
Die Wolkenbasis ist für einmal dermassen hoch (fast 4'000 Meter), dass man weit über Tirols Gletscherwelt bequem über den höchsten Gipfeln kreisen kann. Was für ein Privileg, diesen Sport ausüben zu können!
Der Heimflug geht trotz des Südwestwindes, der die Aufwinde leicht häckselt und versetzt, problemlos quer durch das Unter-Engadin und den Schweizer Nationalpark, das ganze Bündnerland und zum Abschluss natürlich noch an den schönsten Glarner, den Tödi sowie die gewaltige 2-Milliarden-Baustelle der Kraftwerke Linth-Limmern. Also quer durch die schönsten Regionen der Schweiz :)
Ein Festtag mit und in der ASW-20-B, die ohne Wasser in den Flächen steigt wie ein Papier-Flugdrache!
Hier noch die (OLC-)Details zum Flug.
*******************************************************
Vierter GliderCup-Flugtag, Samstag, 16. Juni 2012
Auf der Segelflieger-Autobahn durchs Inntal.
Allen hat's den zufriedenen Gesichtern am Abend zufolge offenbar wieder Spass gemacht, neue Fluggebiete sind erschlossen worden, neue Erkenntnisse über das Fliegen und das Leben drumherum konnten gewonnen werden - es war ein fliegerischer Festtag - danke für's Mithelfen und Organisieren.
*********************************************************
Nachfolgend der Erlebnisbericht von Ruedi Gysin:
Glider
Cup 2012, Samstag 16.6.2012
Eine
wiederum stattliche Schar Glider Cup Piloten treffen sich um 09:45
Minuten zum Vorbriefing. Zuerst müssen (für einmal) mangels
genügender Zahl Fluglehrer weitere Streckencoaches angeworben
werden. Mit Reto Frei, Renato Späni und (Ernst, bitte hier Namen
einsetzen) kann das Team ergänzt werden. Für die 6 Doppelsitzer
melden sich 11 Piloten, die Dosi fliegen wollen. Ein hartes
Ausscheidungsverfahren wird lanciert. Schnell fällt der Entscheid,
dass die Piloten eine Chance bekommen, welche dieses Jahr noch nicht
im Glider Cup Dosi fliegen konnten. Das heisst auch für mich; heute
Dosi. Super! Schon sind vier Sitze besetzt. Für die Restlichen soll
nun das Los herhalten. So werden schnell alle Plätze besetzt. Auch
die Discus 2 sind überbelegt. Hier können die ASW und ASG
aushelfen. Ernst Willi stellt sich mir als Coach zur Verfügung, was
mich sehr freut, waren wir doch schon letztes Jahr einmal ein gutes
Team. Der Tag wird aber noch eine grosse Überraschung bringen.
Wir
sind als eines der ersten Flugzeuge bereit zum Start. Leider will
aber das Schleppflugzeug wegen einem offensichtlich starken Husten
nicht so recht und zwingt mich noch am Boden zum klinken. Tja nun
denn halt. Duo X wieder zurück schieben und nun finden wir uns ganz
hinten eingereiht. Nebeneffekt: Wir werden voraussichtlich zur
ursprünglichen Wunschzeit starten.
Wieder
erteile ich vor dem Start den Schleppauftrag; Federi 2400m. Schnell
ist dank Turbinen Bravo der Punkt erreicht. Bin noch am überlegen,
wo soll ich nochmals 200m machen, kommt das Kommando von Ernst:
Losfliegen ohne Umwege. Das mache ich denn auch und Ernst leitet mich
(er hat die Movingmap auf dem Pocket Loox bei sich) pfeifengerade
durch den Startzylinder. Von da fliegen wir direkt an die
Churfirsten, in der Hoffnung dass die Krete was bringt. Leider ist
dem nicht so. Am Gamserrugg soll ich näher an die Felsen, da nun
doch etwas spürbar ist. Weil der Duo X doch etwas grösser ist als
meine zierliche Libelle habe ich das Gefühl, ich kratze schon den
Felsen, was natürlich völlige Einbildung ist. So bitte ich Ernst,
mal kurz zu übernehmen. Whow, so breit ist der Riesenvogel nun doch
nicht. Es geht bedeutend näher als ich gedacht hatte. Tatsächlich;
es geht ab, und wie. Schnell haben wir 2600m Höhe erreicht und ich
übernehme zur Talquerung. Diese wird heute viel früher gemacht als
ich mich das gewohnt bin. Rechts von den drei Schwestern soll uns der
nächste Lift erwarten. Pustekuchen. Da steht er nicht und am
Ausweichort auch nicht. Weiter nach Malbun. Endlich tut sich was.
Mühsam und mit wenig Konstanz geht es in die Höhe. Wird auch Zeit.
Nur noch 2100m offenbart der Zeiger des Höhenmessers. Die Plackerei
lohnt sich. Wir finden uns auf 3000m wieder und ab geht es Richtung
praktisch geradeaus via Zimba zum Itonskopf. Bis hier durfte ich
keinen Kreis machen. Jetzt hat Ernst Erbarmen mit mir. Bin ich es
mich doch von meiner Libelle nicht gewohnt, so lange Strecken ohne
Kreis zu fliegen und sehe mich deshalb gewohnheitsmässig schon mal
im Tal unten nach möglichen Wiesen um. Heitere Begg, warum sind die
denn noch so weit entfernt? Ein Blick auf den Höhenmesser klärt
mich auf: Wir befinden uns immer noch auf sagenhaften 2650m.
Unglaublich was so ein Duo X leistet. Ich freue mich an den Kreisen
und erhalte bei 3300m von Ernst den Hinweis, es gebe noch mehr
Gelegenheit zum Kreisen, ich soll die Radien in Geradeausflug
wandeln. Nu dänn halt, Nase tief und Jet-mässig weg. Alles den
Kreten entlang bis nach Stuben. Ich spüre was und drehe automatisch
ein. Nach zwei Kreisen die Erkenntnis, dass nicht jeder 2 ,5 Meter
dann auch wirklich funktioniert. Sofort wieder den Kreten entlang. Da
geht wenigstens immer mal wieder was. Mit fast Überschall fliegen
wir die Rennstrecke ab mit zwei wiederum mehr oder weniger
vergeblichen Kreisversuchen. Bei Imst endlich eine gute Tankstelle.
Mit bis zu 3,5m geht’s Richtung oben und wir befinden uns rasch auf
komfortablen 3400m. Sauber geht’s weiter an die Mieminger. Da
gleich nochmals nachtanken und weiter geht’s. Richtung Norden sehe
ich den Walchensee, den ich am Pfingstsonntag zweimal überflogen
hatte. Von Ernst bekomme ich nun die volle Narrenfreiheit und
entscheide mich für die schönsten Wolken. Die führen in den
Karwendel hinein. Hätte mich eigentlich daran erinnern müssen, dass
mir an der Allgäuer Segelflugwoche von diesem Gelände abgeraten
wurde. Es sei sehr unzuverlässig. Trifft auch voll zu. Krampfhaft
versuche ich am hohen Gleirsch ein paar Meter zu machen. Mehr als ein
Nuller schaut dabei nicht heraus und so sieht bestimmt auch mein
Gesicht aus (eine fragende Null). Ernst erlöst mich mit dem Hinweis;
wir sind auf Höhe Seegrube und die Höhe reicht auch, wenn wir jetzt
direkt abfliegen. Sauber führt Ernst über die noch am besten
tragenden Grate auf die Südseite Nordkette und dirigiert mitten
durch den Wendepunkt Seegrube. Verrückt! Wie kann ein Ort in der
Felswand den Namen Seegrube tragen. Gerade mal 1h 43min sind wir
seit dem klinken unterwegs. Super genial.
Jetzt
aber hü und auf den Rückweg. Die Erlspitze bei Zirl gibt was her.
Wenn auch nicht gerade viele Meter, aber doch Zeit, um sich mal
umzuschauen. Boah heh, krass was da über dem Tschirgant steht. Die
Mega-Schlauch-Wolke. Nichts wie ab und dahin. Auch wenn wir tief
ankommen, das Ding hat mindestens 4m drauf. So ist es denn auch. Zwei
Kreise und das Zentrum ist gefunden. Von 2300m geht’s mit bis zu 5m
im Nu auf fast 3700m. Via kurzem nachtanken am Venet und einmal bitte
Volltanken am Seekopf geht’s flott weiter das Paznauntal hoch
Richtung Galtür und ohne Zwischenhalt via Silvretta, Montafon,
Sulzfluh, Drusenfluh, Naafkopf und STOPP. War da nicht was? Himmel
Schtärnefüfi nomal. War da nicht ein zweiter Wendepunkt? Aber
klaro. Der liegt weit hinter uns am Arlberg. Zurück oder nicht? Wir
entscheiden uns gemeinsam, den nicht zurück zu fliegen und uns
einfach noch einen fliegerisch schönen Abschluss zu gönnen. Also
weiter mit der Rheintalquerung an die Churfirsten zum Alvier wo die
nächste Tankstelle wartet. Wohin nun? Das Glarnerland lockt. Gerne
möchte ich dem Tödi mal einen Besuch machen. Über dem
Weisstannental steht ein toller Schlauch. Reinhängen und los geht
es. Auf einmal von hinten die Mitteilung: Wir haben Besuch. Wirklich,
ein Steinadler kreist mit uns. Ein zweiter gesellt sich dazu und kurz
darauf sind es deren drei. Ein sensationelles Erlebnis! Wären wir
noch einmal an den Arlberg zurück, hätten wir das nicht erlebt.
Hammermässig.
Bei Schwanden gibt der Chärpf uns wieder Auftrieb und
das Ziel Tödi rückt näher. Vorbei an der Grossbaustelle
Linth-Limmern (kaum vorstellbar eine solche Baustelle hoch in den
Bergen) zum heute „Behüteten“ , für mich schönsten Berg der
Welt. Ein Traum geht in Erfüllung. Schon in jungen Jahren wollte ich
einmal mit dem Segelflugzeug dieser Schönheit einen Besuch abstatten
und heute ist es soweit. Zurück, wieder die tragende Linie der
Kreten nutzend, fliegen wir Richtung Glarus und dort scharf links via
Auernalp bis zum Hoch Ybrig. Da entscheiden wir uns zum Heimflug. Mit
der Landung in Schänis geht der bisher schönste Segelflugtag in
meinem Leben zu Ende. Herzlichen Dank Ernst und ebensolchen Dank der
SG Lägern, die uns so tolles Flugmaterial zur Verfügung stellt.
Ruedi
Gysin, (Libellen Ruedi)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen